Die Reichweite.
Kollegen, Bekannte oder einfach Wildfremde sprechen mich auf mein E-Auto an.
Die erste Frage, die ich stets höre ist: "Wie hoch ist die Reichweite?"
Die erste Frage, die ich stets höre ist: "Wie hoch ist die Reichweite?"
Ich kann diese Frage nicht mehr hören. Aber ich gebe zu, sie ist nicht unwichtig. Daher möchte ich im Folgenden darauf eingehen.
Die Reichweite
Angenomen, die Reichweite wird lt. WLTP mit 300 km angegeben. Kann ich 300 km weit fahren, ohne nachzuladen? Schnelle Antwort: Nein! Um dies genauer zu beantworten muss man sich die Frage stellen: Was versteht man unter Reichweite? Stellen Sie sich vor, Sie fahren ein herkömmliches Auto, also Benziner oder Diesel. Sie fahren eine weitere Strecke, zB in den Urlaub. Sie fahren, bis die Tankanzeige aufleuchtet. Dann haben Sie noch etwa 100 km Reserve. Sie fahren also entspannt weiter - vielleicht sogar bis alles rot blinkt und piepst - und nehmen dann die nächstbeste Tankstelle. Alles paletti, wenige Minuten später geht's weiter. Nicht so mit dem E-Auto! Zu beachten sind folgende Punkte: |
Punkt 1: Die WLTP-Lüge
Die Reichweitenangaben lt. WLTP basieren auf Optimalbedingungen. Sie werden diese Werte erreichen, wenn es draußen frühlingshafte 18 bis 20 °C hat, sie auf der Landstraße ohne Steigungen mit 80 km/h gemütlich dahinrollen. Selbstverständlich verzichten Sie auf jegliche sportliche Fahrweise und fahren vorausschauend. Dh Sie verwenden das Bremspedal wirklich nur, wenn es sein muss. Die Klimaanlage ist aus. Das macht keinen Spaß, meinen Sie? Sie haben recht. Sie fahren ja doch manchmal auch Autobahn und da möchte man schon 120 oder 130 fahren und auf die Klimaanlage möchte man auch nicht verzichten. Fahren Sie mit dem E-Auto so wie mit einem herkömmlichen Fahrzeug, dann ziehen Sie von der WLTP-Reichweitenangabe mal 30% ab. |
Punkt 2: Die notwendige Rest-Reichweite
Das Ladesäulennetz ist zwar schon relativ gut ausgebaut, aber Sie wissen nicht, ob die geplante Ladestation auch tatsächlich frei ist. Wenn Sie Pech haben, ist diese gerade besetzt (zugegeben, das passiert praktisch nicht so häufig, aber es passiert meistens dann, wenn man ohnehin in Eile ist). Und ich habe auch schon erlebt, dass eine Ladesäule außer Betrieb war. Und Wochen später immer noch, da es dem Betreiber scheinbar egal ist. Sie können also entweder abwarten, was schon mal eine Stunde dauern kann, oder Sie fahren zur nächsten Ladestation. Dies funktioniert aber nur, wenn noch genügend Reserve im Akku ist. Sie sollten also schon ein paar Kilometer mehr Sicherheitspolster einplanen, als beim guten alten Verbrenner-Fahrzeug. Ich würde mindestens 50 km empfehlen! |
Wir rechnen:
Von den 300 km Reichweite lt. WLTP ziehen wir also mal 30% ab. Verbleiben also 210 km. Davon ziehen wir die Sicherheitsreserve von 50 km ab. Macht 160 km. Also etwa die Hälfte der WLTP-Reichweite. Fahren Sie mit einem E-Fahrzeug mit der Fahrweise, die Sie vom Verbrenner gewöhnt sind, dann können Sie davon ausgehen, dass Sie nach der halben WLTP-Reichweite die Ladestation aufsuchen. Wir E-Auto-Fahrer fahren aber vorausschauend und meist etwas langsamer als andere Verkehrsteilnehmer. Dies verbessert die Situation zwar ein wenig, aber stellen Sie sich darauf ein, dass sich das Autofahren in vieler Hinsicht ändert. Auch in positiver. |
Welche Akkugröße?
Sie sind reiner Stadtfahrer oder haben wirklich alle Zeit der Welt? Ein Auto mit 30 kWh-Akku ist für Sie ok. Sie fahren Autobahn und dabei Strecken bis 200/250 km? Ein Auto mit mind. 40 kWh-Akku ist für Sie empfehlenswert. Sie fahren beruflich schon mal 300 km auf der Autobahn oder in den Urlaub nach Italien? Ein Auto ab 70 kWh-Akku ist Minimum! |